Stadträumliche Umgebung
Außenansicht aus Richtung der Geschwister-Scholl-Strasse [© Fotograf Stefan Müller]
Das Baugrundstück des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums liegt nördlich des Stadtbahnviadukts zwischen der Planckstraße im Westen und der Geschwister-Scholl-Straße im Osten. Nach Norden schließt das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum an die vorhandene Bebauung an. Von Osten her wird es in Zukunft zusätzlich durch die geplante Promenade in den Museumshöfen (ehemalige Friedrich-Engels-Kaserne) erschlossen werden, die eine städtebauliche Verbindung zwischen Spandauer Vorstadt (über die Monbijou-Brücke), Museumsinsel und Dorotheenstadt herstellt. Diese Promenade wird durch den südlichen Vorplatz vor dem Haupteingang in Richtung des Bahnhofs Friedrichstraße weitergeführt. Dort besteht ein guter Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr und den Regionalverkehr der Bahn.
Die Umgebung zeichnet sich durch eine hohe Dichte an Bauwerken für Wissenschaft (Hauptgebäude und Institute der Humboldt-Universität, Staatsbibliothek zu Berlin, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) und Kultur (Deutsches Historisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin, Deutsche Staatsoper, Gorkitheater und Admiralspalast) aus. Die räumliche Nähe von Universität, Akademie, Staatsbibliothek und Staatlichen Museen ist historisch gewachsen und gehörte schon in der Vergangenheit zum Kern des Selbstverständnisses von Berlin als Standort für Wissenschaft und Kultur.
Die geplante Bebauung des Schlossplatzes mit dem Humboldt-Forum würde dieses Ensemble nach Südosten hin abrunden. Schon heute ist der Bereich westlich der Spree bis zum Brandenburger Tor mit der Staatsbibliothek zu Berlin, der Zentral- und Landesbibliothek, der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität mit ihren Zweigstellen und weiteren Bibliotheken verschiedener Einrichtungen eine dichte Bibliothekslandschaft mit über 15 Millionen Medieneinheiten.
Historisch gehört das Grundstück zur Dorotheenstadt oder Neustadt, einer planmäßigen Stadterweiterung des 17. Jahrhunderts, die bis 1710 über ein eigenes Stadtrecht verfügte, bis sie mit Berlin, Cölln und anderen Stadterweiterungen zusammengeschlossen wurde. Zur Dorotheenstadt gehört das gesamte Gebiet vom Festungsgraben im Osten bis zum Brandenburger Tor im Westen und von der Spree im Norden bis zur Behrenstraße im Süden. Später kamen noch einige Erweiterungen hinzu.
Mit der Ansiedlung der Akademie, der Königlichen Bibliothek, der Staatsoper und 1810 der Humboldt-Universität begann die Entwicklung zum Standort für Wissenschaft und Kultur. Im ausgehenden 18. Jahrhundert wurden die Grundstücke zwischen Georgenstraße und Spree als Bauhof genutzt. Östlich lag zu dieser Zeit schon die Kaserne. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Flächen dann bebaut. Gleichzeitig begann die Bebauung der Museumsinsel, die erst 1930 mit dem Pergamon-Museum abgeschlossen wurde. Bereits 1882 hatte die Bahntrasse auf dem Stadtbahnviadukt ihren Betrieb aufgenommen.
Die Eröffnungen des Neubaus der Königlichen Bibliothek Unter den Linden (heute: Staatsbibliothek) 1914 und der Erweiterungen des Hauptgebäudes der Humboldt-Universität 1920 stellten weitere Schritte zur städtebaulichen Modellierung des Gebiets dar. Von den Zerstörungen des 2. Weltkriegs war neben weiten Teilen der Dorotheenstadt auch die Bebauung des Grundstücks betroffen, das im Folgenden nur noch als Lagerfläche und Tankstelle – im Süden als Straßenbahntrasse genutzt wurde. Im Gegensatz dazu blieben die Gebäude im Norden und das Kasernengelände weitgehend erhalten.
Der entstandene Bau des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums schließt die vorhandene Lücke, verlängert das Band von Kultur und Wissenschaft in Richtung Bahnhof Friedrichstraße und schafft ein weiteres Zentrum für das Universitätsquartier Mitte nördlich des Stadtbahnviadukts.